„Komm, Alter, du hast heute genug Fußvolk gesehen. Lass uns mal in den VIP-Bereich gehen. Du musst unbedingt ein paar von meinen Freunden kennenlernen…“, erlöste mich nun Sascha von meinem Mindfuck. Ich folgte ihm durch die tanzenden Menschen bis zu einer Tür, hinter der sich ein weiterer, ziemlich großer Raum befand.
„Willkommen auf Ibiza, Konny, jetzt lernst du endlich mal die Szene kennen! Hier sind alle wichtigen Leute, verstehsde. Hol mal deine Kamera raus, jetzt gleich bekommst du Promis ohne Ende vor die Linse.“
Verwirrt zog ich meinen Fotoapparat hervor. Das ist also die Creme von Ibiza? Na ja… Enttäuscht schaute ich mich um: Ich sah einige Männer in meinem Alter, die um eine Tischtennisplatte herumstanden, außerdem einen Haufen junger, schöner Mädchen, die gelangweilt in einer Sofaecke rumlümmelten.
Die Luft war geschwängert von Cannabis-Geruch, und auf allen freien Flächen standen leere Gläser und Flaschen herum. Wenigstens konnte man hier rauchen… Gierig steckte ich mir eine Kippe an…
„Hey, Konny, das hier ist DJ Pepe, ein alter Kumpel von mir. Sag schön Bon Jovi zu Pepe!“
„Sascha, komm mal rüber“, rief nun Rebecca.
Jetzt bleib dran, Konstantin. Integrier dich! Mit gesenktem Blick trottete ich hinter Sascha her. Schließlich wollte ich ja an meiner Ausstrahlung arbeiten…
„Hier ist dein Schedule für die Woche. Ich hab einige wichtige Termine für dich ausgehandelt, also reiß dich ein bisschen zusammen, ja? Denk immer daran: Dienst ist Dienst…“
„…und Schnaps ist Schnaps… Schon klar, Rebecca. Hier, Konny, steck mal den Schedule ein, sonst verlier ich den noch. Du kannst ja schon mal draufgucken. Für dein Timing ist das bestimmt auch nicht ganz uninteressant.“
Sascha hielt mir einen Ausdruck auf dem Geschäftspapier seines Managements hin. Leicht ärgerlich nahm ich ihm das Blatt aus den Händen, faltete den Schedule sorgfältig zusammen und legte ihn grummelnd in mein Notizbuch… Was glaubt der eigentlich? Ich bin doch nicht seine Sekretärin… Die hielten mich hier offensichtlich alle für einen totalen Vollidioten, einen Schergen, der die Rolle des persönlichen Assistenten übernahm…
Inzwischen war Sascha bei der Tischtennisplatte angekommen, wo er sein altbekanntes High-Five-Ritual abspulte. Oh Mann, die Typen hatten offensichtlich zu viele Hip-Hop-Videos gesehen… Langsam trollte ich mich ebenfalls Richtung Tischtennisplatte. Mal sehen, ob ich vielleicht wenigstens ein paar interessante Fotos machen konnte…
„Wie sieht’s aus mit einer Partie Nasenrundlauf, Muchachos?“, fragte Sascha gerade in die Runde.
Nasenrundlauf? Wovon zum Teufel redete er denn jetzt schon wieder? Ich war jedoch offensichtlich der einzige, der nicht zu wissen schien, worum es ging, denn die anderen Typen, anscheinend handelte es sich neben DJ Pepe noch um zwei weitere DJs, waren sofort Feuer und Flamme. Das schien ja lustig zu werdenGespannt schaute ich durch den Sucher meiner Kamera…
Was jetzt kam, übertraf alle meine Erwartungen um Längen. Zunächst zückte einer der DJs sein Glasfläschchen und streute je einen Haufen Kokain auf beide Seiten des Netzes. Sascha hackte fein säuberlich das Pulver und legte unzählige kleine Linien, neben denen er einen Tischtennisschläger platzierte. Dann ging es auch schon los: Derjenige, der am Schlag war, zog schnell eine Nase von dem Koks, nahm dann den Schläger in die Hand und schlug den Ball, ließ den Schläger schnell wieder auf die Platte fallen, lief auf die andere Seite und wartete, bis er erneut an der Reihe war. Dabei lachten die Jungs derart, dass sie zwischendurch ein paar Mal hinfielen und kaum wieder aufstehen konnten… Ohne Worte! Das war wirklich ein Haufen Verrückter. Ich fiel in ihr Lachen ein und machte einige Fotos von dieser äußerst skurrilen Partie Tischtennis, nahm mir allerdings fest vor, Stromberg diese Fotos nicht zu zeigen. Mein Chef musste schließlich nicht alles wissen…

 [Seiten 131-132]

*****

„Oi, Mates!! Hört mal auf, hier rumzuknutschen. Wir sind nicht zum Fummeln hier, sondern zum Pokern“, sagte nun Terry und begann, eine Art Spieltisch aufzubauen. Stimmt, das Pokerspiel… Ich lachte laut auf… Mal sehen, ob ich das jetzt überhaupt noch auf die Reihe bekomme…
„Spielen wir um Geld?“, fiel mir besorgt ein. Die würden mich doch nicht erst mal außer Gefecht setzen und mich dann hoffnungslos abziehen…
„Klar, Mate. Aber nur kleine Einsätze, keine Sorge. Ich hab nen Riesenhaufen Zehn- und Zwanzig-Cent-Stücke hier rumfliegen. Du kannst also wechseln. Keine Sorge.“
Terry holte eine große Dose mit Kleingeld unter dem Bett hervor und stellte sie auf den Tisch. Ich begann, in meiner Hosentasche nach Geld zu kramen. Noch 50 Euro… Die würden als Einsatz wohl reichen… Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, Konstantin. Vertrau auf deine Fähigkeiten. Jenny und Sascha ziehst du garantiert ab, und was mit Terry ist, werden wir dann sehen… Außerdem war mein Verstand gerade kristallklar…
„Ey, Leute, ich hab gar kein Geld dabei… Ich will aber auch mitspielen“, nörgelte nun Jenny.
„Tja, wie machen wir das bloß? Ich hätte eine Idee“, grölte Terry in die Runde und zwinkerte mir unauffällig zu. „Wie wäre es, wenn wir dir deine Klamotten abkaufen, Jenny? Ich kann die Heizung aufdrehen, dann musst du auch nicht frieren…“
Sascha fiel in sein Gelächter ein und kreischte hysterisch: „Genauso machen wir es! Bist du dabei, Jenny??“
„Warum nicht, ihr Hackfressen? Dann holt mal die Scheinchen raus und sagt, was ihr mir geben wollt“, lachte Jenny und begann, sich auszuziehen.
Was ging denn hier ab? Die würde doch jetzt nicht auch noch einen Strip abziehen? Hier werden aber alle Register gezogen… Verstohlen grinsend blickte ich in Jennys Richtung, neugierig, was als nächstes passieren würde… Tatsächlich, die macht Ernst… Jenny begann, ihren Körper zu einer imaginären Musik zu wiegen und entkleidete sich langsam. Sie zog ihr knappes Kleidchen aus, unter dem sie nur noch einen klitzekleinen Tanga trug. Kurze Zeit später stand sie splitterfasernackt vor uns und blickte uns herausfordernd an.
„Oi, Jenny. Da wirfst du aber nicht gerade viel in den Pot“, sagte Terry. „Ich biete dir 10 Euro für deinen Fummel.“
„10 Euro? Bist du geizig oder was ist los, Macker??!“, rief Jenny lachend. „Das Kleid war teuer!! Wirf ruhig noch eine Schippe drauf!“
„Ich beteilige mich und lege noch mal einen Zehner dazu“, sagte ich plötzlich mutig.
Was ist denn mit dir los, Konstantin? Mein Herz schlug mir bis zum Hals… Der Hammer, wie enthemmend dieses Kokain wirkte, aber ich war offensichtlich ganz mühelos dazu in der Lage, meine feministischen Prägungen über Bord zu werfen… Sie wollte sich ausziehen? Bitteschön… Mann, war das cool, mit den Jungs rumzuhängen und auch mal ein bisschen den Asi rauszukehren… Ich fühlte mich total frei… Außerdem war Jenny wirklich schön anzusehen, wie sie da so nackt vor uns stand. Das war mir locker 10 Euro wert.
„Aha, der Abaza ist also auch mit einem Zehner dabei. Okay, Jungs. Ich mach euch ein Supersonderangebot und schlag ein“, sagte Jenny grinsend und nahm unser Geld in Empfang. Wow, Wahnsinn, wie selbstbewusst die ist… Die hat wirklich überhaupt kein Problem damit, nackt vor uns rumzulaufen… Nicht schlecht…
„Und was ist mit dir Sascha?? Schau mal, was ich hier noch habe…“, rief Jenny und hielt ihm herausfordernd ihren Tanga vor die Nase.
„Tja, jetzt bin ich wohl an der Reihe, in die Tasche zu greifen, Süße. Den will ich mir nicht entgehen lassen!!!“, schrie nun Sascha und kramte in der Hosentasche seines Anzugs nach Geld. „Mensch, scheiße, ich hab nur noch n Fuffi. Machen wir Halbe-Halbe, Jenny? Sonst kann ich ja nicht mehr mitpokern…“, sagte Sascha und schaute Jenny tief in die Augen.
„Okay, Alter, aber nur, weil du es bist. Außerdem hab ich dann 45 Euro, damit mach ich euch so was von fertig, ihr Nullen!“, entgegnete sie zwinkend und warf Sascha ihren Slip in den Schoß.
„Oi, Mates! Jetzt rauchen wir noch ein schnelles Blechchen, und dann geht’s los!“, schrie Terry und reichte mir einen gerollten Schein und ein Stückchen Alufolie mit Kokain herüber. Ob ich wirklich noch mal mitrauchen sollte? Nicht, dass ich mich noch überdosieren würde… Ich horchte tief in mich hinein… Natürlich war ich noch breit vom ersten Blow, aber die Wirkung war inzwischen schon wieder ein bisschen abgeflaut…
Okay, einmal bin ich noch dabei… Ich nahm den Schein und zog den Rauch tief in meine Lungen… Ich musste husten… Bah, das schmeckte komisch… Irgendwie wie verbranntes Plastik… Kaum hatte ich wieder ausgeatmet, hörte ich mein Hirn auch schon klingeln… Hammer!! Das Zeug verlieh einem wirklich Flügel… Binnen weniger Millisekunden bemerkte ich, wie es in meinen Ohren erneut zu rauschen begann… Ich hatte das Gefühl, als würde mir gleich die Schädeldecke wegfliegen… Jesus, Maria und Josef… Das knallte vielleicht… Ich blickte zu Jenny herüber… Wow, hat die geile Titten… Uups… Was war das denn??? Verdammt, jetzt bekam ich auch noch einen Ständer… Kein Wunder… Mein Körper und mein Geist spielten komplett verrückt… Das war wirklich ein Teufelszeug… Hallelujah!!
„Ey, Abaza! Du siehst aus, als würden dir gleich die Augen ausfallen… Was ist los?? Willst du mal meine Titten anfassen?“, ertappte mich Jenny in diesem Moment.
Sie kam zu mir herüber und streckte mir ihre Brüste derart provokativ entgegen, dass ich fast mit meiner Nase zwischen ihnen versunken wäre… Ey!! Was geht denn hier ab??
„Nein… ich meine… also… Hehe…“
Mir blieb nichts anderes übrig, als dämlich aus der Wäsche zu gucken und zu lachen… Natürlich würde ich NICHT ihre Titten angrapschen, aber gucken durfte man doch wohl mal…
„Gucken darf man doch wohl mal, oder? Du hältst mir doch deine Möpse die ganze Zeit unter die Nase.“
„Oi, Mate!! Recht hast du! Ein Wunder, dass wir Jenny nicht schon längst vergewaltigt haben!“, stimmte mir Terry nun zu. „Aber jetzt ist Schluss mit dem Geplänkel, ihr Vollidioten. Jetzt wird gepokert!!“
Terrys Machtwort wirkte Wunder, denn sofort setzten sich alle Beteiligten an den Tisch und warteten auf ihre Karten. Dabei schien sich jedoch keiner so recht konzentrieren zu können, denn alle plapperten und lachten wild durcheinander.
„Kennt jeder die Regeln, Mates?“, fragte Terry.
Ich nickte, Jenny kicherte blöd und Sascha zuckte mit den Achseln.
„Ist doch egal, Terry. Ich glaube, wir haben alle schon mal irgendwann gepokert. Haut schon hin!“
„Oi, Mates. Also, erste Runde, Family-Runde! Der Flop liegt!“
Aha, Terry war offensichtlich ein Vollprofi. Ich legte meinen Mindesteinsatz von 50 Cent in den Pot und betrachtete noch mal genau meine Karten. Da lagen ein Bube, eine Dame und eine Pik-Acht im Flop, auf der Hand hatte ich ebenfalls eine Dame und einen Buben. Bingo!!! Pokerface, Alter! Ich hatte zwei Pärchen! Gar nicht mal so schlecht für die erste Runde… Ich erhöhte den Einsatz und versuchte, möglichst neutral dreinzublicken… Das war gar nicht so einfach, denn das gottverdammte Koks zog mir die ganze Zeit die Mundwinkel in die Höhe… Das ging aber auch meinen Spielpartnern nicht anders, und schon bald brachen wir alle in kollektives Gelächter aus. Der einzige, der zu ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit aufrief, war Terry.
„Oi, oi!!! Leute, konzentriert euch! Ich gehe mit Konny mit und erhöhe um 2 Euro! Los, Jenny. Willst du folden oder gehst du auch mit?“
Jenny glotzte blöd in ihre Karten, zuckte die Achseln und warf einen Zwanziger in den Pot.
„Klar, ich erhöhe!!!“
„Oi, Jenny! Bist du doof??? Du kannst doch jetzt noch nicht erhöhen! Willst du nicht erst mal abwarten, bis die neuen Karten ausgeteilt sind?“, schnauzte Terry sie an.
„Nein, Alter. Lass mich mal so spielen, wie ich will!!“, rief Jenny.
„Ich bin raus!“, schrie Sascha und schmiss seine Karten auf den Tisch. Terry und ich blickten uns über den Tisch an. Ich bemerkte, wie er mir dabei leicht zuzwinkerte. Ohne Zweifel, er dachte wie ich, dass Jenny sich gerade um Kopf und Kragen spielte. Also gingen wir mit. Karo-Vier, Kreuz-Zwei, wir checkten durch. Terry hatte ebenfalls zwei Paare, zwei Buben und zwei Zehnen. Strike!!! Da war ich besser. Jennys Blatt hingegen war ein purer Bluff. Sie hatte lediglich zwei Neunen auf der Hand.
„German Virgin!!“, krakelte Terry nun lachend. „Die erhöht den Pot um 20 Euro und hat nur zwei lächerliche Neunen auf der Hand!!“
„German Virgin??“, fragte ich ihn. „Versteh ich nicht…“
„Na, wie macht eine deutsche Jungfrau?? NINE NINE!!!“, grölte er und schlug mir dabei auf den Schenkel…
Ich fiel in sein Lachen ein… Verdammt, diese Engländer… Während Terry und ich uns die Bäuche vor Lachen hielten, wirkte Jenny ein wenig angekratzt…
„Oh Mann, ihr habt mich beschissen! Jetzt will ich sofort noch ein Blech rauchen, sonst bin ich raus!!“
Das ließ Terry sich nicht zwei Mal sagen und präparierte eine neue Runde Blows. Als ich an die Reihe kam, winkte ich ab… Man muss es ja nicht übertreiben… Die anderen akzeptierten das glücklicherweise ohne Widerworte, und wir spielten eine weitere Runde Poker.
Ich weiß nicht, ob es an meinen durch das Kokain geschärften Sinnen lag oder ob ich einfach nur gut drauf war, aber meine Glückssträhne hielt an. Die folgenden drei Spiele gewann ich mühelos und strich dazu noch jedes Mal einen akzeptablen Pot ein. Terry war mir allerdings hart auf den Fersen. Der Typ spielte ziemlich gut, und ich hatte es lediglich meinem Kartenglück zu verdanken, dass ich als Sieger aus den Partien hervorging. Sascha wirkte alles in allem ein wenig lustlos und pokerte ohne jedes Risiko – langweilig… Sobald Terry oder ich seinen Big Blind raisten, war er raus und streckte die Karten. Jenny hingegen ging offensichtlich voll in der Rolle der „Profispielerin“ auf. Schon nach dem ersten Spiel fragte sie lauthals nach einer Zigarre, die Terry natürlich in Sekundenschnelle aus seiner obskuren Drogenkiste herzauberte. Daraufhin steckte sie sich eine Riesen-Cohiba an und monologisierte offenherzig über ihren letzten Pornodreh.
[…]
Leider vergaß sie über all das Gegackere immer mehr, sich auf das Spiel zu konzentrieren und war schon nach der vierten Runde pleite.
„Oi, Gorgeous! Tut mir echt leid für dich, aber du bist raus. Du hast auch nichts mehr am Leib, was man versilbern könnte.  Also halt die Klappe und mach ein hübsches Gesicht“, proklamierte Terry und präparierte eine neue Runde Freebase.

[Seiten 278-282]