Wie es so unsere Art ist, wollen wir als gONZoverlag euch natürlich nicht nur unterhalten, sondern auch ein wenig bilden. Passend zu der neuen Autobiographie von Andrea Mohr, Madame Chérie. Ex-Knacki. Escort-Dame. Schriftstellerin., wollen wir euch mit dem Thema des Buches vertraut machen und in die spannende Welt der Erotik einführen. Hier wird über die Zeit ein kleines Wörtbuch entstehen – dem ihr in Form von Kommentaren gerne Begriffe nd Definitionen hinzufügen könnt.
Viel Spaß dabei!
Albanisch: Spricht man beim Liebesspiel von „albanisch“, so meint dies die Penetration des männliches Geschlechtsteils durch die Kniekehle des Sexualpartners. Also nächstes mal nicht gleich zuschlagen, wenn man „Fick Dich ins Knie!“ hinterher gerufen bekommt – könnte durchaus als unmoralisches Angebot gemeint sein.
Spanisch: Die spanische Variante im Bett hat ihren Ursprung angeblich – wer hätte es gedacht – in Spanien. Dort hatten einfallsreiche Prosituierte nach einer Lösung gesucht, während ihrer Regelblutung keine „Dienstausfälle“ haben zu müssen. So besorgten sie es ihren Kunden mit ihren Titten. Das kam so gut an, dass es nicht lange Notfallplan für ungünstige Tage blieb, sondern auch außerhalb der Regel nachgefragt wurde.
Dogging: Diese Mischung aus Voyeurismus und Exhibitionismus entstand wohl ausgerechnet im vermeintlich prüden England. Es handelt sich dabei um Sex an öffentlichen Plätzen (vornehmlich Parks, Parkplätze,…). Bestand der Reiz früher mehr darin, vielleicht oder sehr wahrscheinlich beobachtet zu werden, kann man sich heute auf Internetplattformen konkret dazu verabreden: Pärchen geben an, wann und wo die Party steigt und Voyeure können vorab ihr Kommen ankündigen. Das erleichtert auch den Part des Voyeurs: „Teilnehmen“ klicken, statt, wie früher, stundenlang auf der Suche nach Fickenden durch die Wälder zu irren.
GFE: Klingt ein bisschen wie der gute alte Golf GTI und ist genauso „typisch Mann halt!“ GFE, also Girlfriend-Experience, bedeutet nichts anderes, als dass sich ein Mann eine vornehmlich junge Escortdame bucht, die unter anderem dafür bezahlt wird, dass sie so tut, als würde sie dafür nicht bezahlt werden. Vielmehr ist die Gebuchte dazu angehalten, eine (jugendliche) Geliebte oder langjährige Partnerin zu mimen, die von sich aus nach Zungenküssen giert und sich völlig freiwillig die Klamotten vom Leib reißt. Gerne darf vorher ein Kino- oder Restaurantbesuch stehen oder irgendetwas anderes, was Männer eben so für beziehungsrelevante Maßnahmen halten. Vermutlich verleiht der männliche Part dem ganzen durch sofortiges Einschlafen nach dem Geschlechtsakt, lautes Schnarchen und Furzen im Bett den nötigen Funken Authentizität.
Deprivation: Wird einem in einschlägigen Sexlexika als „Einschränkung der Sinne“ angepriesen. Die Nummer mit den Augenbinden ist ja recht geläufig. Ob aber auch Zungenversieglungen, Nasenabdichtungen oder Gehörgangverschlüsse dazugehören, konnte ich bislang nicht herausfinden. Je nach Beischlafregion kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass ein Ausschalten der akustischen Umwelt zur Steigerung der Erotik beiträgt (wenn man zum Beispiel aus Versehen einen Sachsen oder einen Franken mit nach Hause genommen hat).
Glockentanz: Eine äußerst sinnliche Art der Verführung, die aus einer Mischung aus rituellem, trancehaftem Tanz und Selbstauspeitschung besteht. Dabei setzt sich der Tänzer / die Tänzerin zunächst Piercings, die die Eckpunkte von Ornamenten markieren. Die Linien zwischen diesen Punkten entstehen durch Fäden, die durch die Piercings gezogen werden. An diese Fäden wiederum werden kleine Glöckchen gehängt. Passt schon vom Namen her prima in die Vorweihnachtszeit. Vielleicht in diesem Jahr einfach mal auf den Weihnachtsbaum verzichten und stattdessen in einer dreitägigen Dauerperformance einen Glockentänzer kontemplativ durchs Wohnzimmer wirbeln lassen. Ma gucken, was Omma dazu sacht.
FLMS (feverish last moment-sex): Der Trieb, in akuten Krankheitszuständen das allerleste an Lebenssaft aus sich herauszupressen, um noch ein letztes Mal seine Gene zu verschleudern. F…cken was das Zeuch hält, im Fieberwahn. Wird häufig in akuten grippalen Zuständen angewandt, vergleichbar mit einer Tanne, die kurz vor dem Eingehen noch einmal frisch austreibt, um die Nachkommenschaft zu sichern. Wird selten von den Auserwählten als Geschenk erlebt, da Herpes, Schmierinfektionen und Fiberzäpfchenreste im Analbereich hierzulande nicht als gängige Flirtpraktiken anerkannt sind. Kommt gerne mit Halluzinationen und gesteigertem Trieb daher, da die eingenommenen Medikamente der Fieberkranken das Erlebnis außerweltlicher Erfahrung steigern. Trägt zwar nicht zur Gesundung des Patienten bei, sorgt aber retrospektiv dafür, dass der Partner bei Ansteckung auf der gleichen Erlebensschiene gleitet. Bindet so die Partner (leidvoll) aneinander.
[Dieser Beitrag stammt von Mena Solar – super, vielen Dank!]
Disney-Sex: Häufig praktiziert von Männern mit Peter-Pan-Syndrom oder Frauen mit Cinderella-Hyperfunktion. Dabei nimmt er meist die Rolle eines gegen alle Gefahren gefeiten Super-Prinzen ein, wofür er mit möglichst unreflektierter, frenetischer Kleinmädchen-Begeisterung angehimmelt wird. Angefickt wird dabei gegen Himmel & Hölle, böse Hexen, garstige Real-Life-Partner, grausame Flüche, dunkle Dämonen, Vergangenheit und Zukunft. Als lustunterstützende Elemente werden gerne blauer Glitter und ähnliche Schneekugel- / Realitätsverlusts-Hilfsmittel eingesetzt. Die pathologische Grundstruktur der Liebenden, potenziert durch allerlei Hokuspokus, verhindert aber zumeist das Erkennen des eigentlich faulen Zaubers. Dabei ist es doch seit Monty Python wirklich leicht herauszufinden, wer die Hexe ist. („Wenn ihr Gewicht das gleiche ist, wie das einer kalten Ente, dann muss sie aus Holz sein.“)
Aphrodisiakum: Aphrodisiaka sollen dazu dienen, unsere Lust zu steigern. Allerdings gibt es nicht DAS Kraut zur Steigerung der Libido – je nach Zeit und Kulturkreis, schreibt man anderen Substanzen luststeigernde Wirkung zu. Die alten Römer zum Beispiel glaubten, mit Wein, Knoblauch, Majoran und Spargel nachhelfen zu können. Im Mittelalter dagegen arbeitete man bevorzugt mit Grünkohl, Petersilie, Löffelkraut, Muskatnuss und diversen Kräutern. Azteken setzten auf Schokolade. Und traditionelle Chinesen vertrauen noch heute auf Seegurken, Raupenpilzen oder Nacktschnecken. Aber natürlich gibt es auch allerlei chemische Substanzen, die, selbst wenn sie nicht aphrodisieren, das Gegenüber wenigstens ästhetisieren und die Hemmschwelle senken.
Was davon nun wirklich hilf, können nicht mal wir euch sagen. Vielleicht ganz im Sinne der multikulturellen Gesellschaft Knoblauch, Spargel, Grünkohl, Seegurken, Raupenpilze und Nacktschnecken pürieren, mit Petersilie, Majoran, Muskatnuss und Löffelkraut abschmecken. Dann einen gehörigen Schuss Wein dazu geben und das Ganze mit geraspelter Schokolade und einer Idee MDMA garniert servieren.
Wir freuen uns auf eure Erfahrungsberichte!
Dez 29, 2012 @ 00:58:58
Jesses, zu Aphrodisiaka allein ließe sich ein ganzes Buch schreiben.